Misao Okawa kam 1898 zur Welt und erlebte sozusagen drei Jahrhunderte. Die Japanerin, die Anfang 2015 verstarb, gilt bis dato als die älteste Frau bzw. der älteste Mensch der Welt. Auch der älteste Mann der Welt, Sakari Momori, kommt aus dem Land, in dem die Sonne aufgeht. Wissenschaftler suchen seit Jahren nach dem Geheimnis des „Ewigen Lebens und der Gesundheit“ der Asiaten. Vor allem Japaner stehen mit ihrer durchschnittlichen Lebenserwartung von 85 Jahren im Mittelpunkt der Wissenschaft.

Jedes Jahr wird ein neuer Super-Food-Trend, der Gesundheit verspricht, unserer Gesellschaft präsentiert. So waren es in den vergangenen Jahren die Goji-Beere und die Soja-Pflanze (beide aus Asien abstammend), die in Europa eingezogen sind und einen wahren Hype ausgelöst haben. Betrachtet man die Ernährungsgewohnheiten der asiatischen Bevölkerung im Allgemeinen, so lassen sich einige Gründe für die überdurchschnittlich lange Lebensdauer der Menschen dort finden.

Japanische Speisen sind leicht und bekömmlich. Die Japaner essen viel Soja in Form von Gemüse und Tofu. Des Weiteren sind ihre Haupteiweißquellen Fisch und Meeresfrüchte. Die japanische Bevölkerung verzehrt durchschnittlich 66 Kilogramm Meeresfrüchte, das liefert im Vergleich zum österreichischen Speiseplan viermal so viel Omega-3-Fettsäuren, Vitamin-D sowie Jod. Speziell Omega-3-Fettsäuren sollen typischen Zivilisationskrankheiten des 21. Jahrhunderts vorbeugen, und Jod stärkt nachweislich die Schilddrüse. Süße, fette Speisen und rotes Fleisch kommen selten auf den Teller. Neben traditionellem und gesundem Essen zeichnet die japanische Esskultur auch eine maßvolle Ernährung aus.

Die Zahlen sprechen für sich: Im Schnitt nehmen Ostasiaten ein Drittel weniger Kalorien zu sich als Europäer und Nordamerikaner. So gelten gerade einmal 4 % der Ostasiaten als übergewichtig. Im Vergleich: 11 % der Österreicher gelten als fettleibig und 41 % als übergewichtig. Dabei ist allgemein bekannt, dass Übergewicht der Hauptauslöser für zahlreiche Zivilisationskrankheiten ist. Es ist abzuwarten, ob sich die vorbildlichen Zahlen der japanischen Bevölkerung verschlechtern, jetzt wo sich die Ernährung der jungen Ostasiaten drastisch in Richtung europäischer Kost verändert.

Abgesehen von der traditionellen japanischen Küche schwören die Inselbewohner auf Grünen Tee. Die grünen Blätter sollen Krebs, Karies, Bluthochdruck und Hirnschläge vermeiden sowie den Blutzuckerspiegel senken. Japaner trinken Grünen Tee morgens, mittags, abends, kalt wie warm, aus teurem Porzellan sowie aus Getränkedosen. Auch wenn das Wundermittel Grüner Tee bis heute nicht wissenschaftlich bewiesen ist, stellt es eine gute Alternative zu Kaffee oder Softdrinks dar.

Wir werden sehen, ob man in den kommenden Jahren den Mythos über die japanische Gesundheit und Langlebigkeit aufklären kann. Über eines ist man sich aber heute schon sicher: dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung maßgeblich zu einem langen Leben beiträgt. Dennoch muss angemerkt werden, in Japan ist auch nicht alles perfekt. So belegt die japanische Gesellschaft Platz 1. bei Schlafmangel und jährlich sterben zahlreiche Menschen an den Folgen von Stress. Aufgrund der Häufigkeit der Todesfälle wurde sogar ein eigener Begriff, Karōshi, geprägt, der übersetzt „Tod durch Überarbeitung und Stress“ bedeutet. Dies zeigt, dass nicht nur die richtige Ernährung sondern auch mentale Ausgeglichenheit sowie Entspannung für ein gesundes Leben unabdingbar sind.